Dritter Auftritt

[1584] BLANKA mit aufgelöstem Haar läuft herein. Wohin, wohin haben sie dich getragen! Deckt das Tuch ab und wirft sich über den Leichnam. Julius, Julius – ach er ist wahrhaftig tot.

Zeter über mir, ich bin sein Mörder! Pause. Julius, Julius – ach könnt ich nur meinen Schmerz in einen Schrei zusammenpressen, er müßte, er müßte erwachen; – Warum bin ich geboren, warum bin ich geboren! O würde doch alles was da ist, vernichtet! – Wirft sich wieder über den Leichnam; Pause, etwas gemäßigt. Julius, Julius, wann gibst du mir meinen Rosenkranz wieder zum besten Hochzeitsgeschmeide? aber auch ich, auch ich will ein Zeichen deines itzigen Standes. Zieht ein Messer hervor, faßt eine von Julius' Locken, um sie abzuschneiden, fällt aber von neuem auf den Leichnam. Deine Mörderin, deine Mörderin! Pause. Fasse Mut, Blanka! Du hast den Kelch des Leidens schon ganz ausgeleert, was du itzt schmeckst, ist sein Hefen – Verzweiflung! Schneidet die Locke ab, und wickelt sie um den Finger. Das ist der Trauring, den ich meinem Kummer geben will, mich nicht von ihm zu scheiden, es sei denn, daß uns der Tod scheide – ist das Strafe genug für eine Mörderin – O ich will tun, was ich kann. – Hier leg ich dir das Gelübde eines beständigen Leidens ab, Küßt ihn. hier hast du alle meine Freuden, Küßt ihn. hier hast du mein ganzes Glück – Nimm sie, Julius – Seine Mörderin, seine Mörderin! – umsonst laß ich die Spitze des Gedankens auf meine Seele fallen, der Tod versteht den Wink nicht.


Quelle:
Sturm und Drang. Band 2, München 1971, S. 1584.
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